Artensterben – jetzt stoppen!

Dr. Peter Friedl, Sven Sautter und Ludwig Hartmann (von links)


Am 17.02.2020 fand im berstend vollen Gasthof am Schloss in Windach die Veranstaltung „Artensterben – jetzt stoppen!“ statt mit den Gästen Ludwig Hartmann, Fraktionvorsitzender, Dr. Peter Friedl, Landratskandidat, und Sven Sautter, Bürgermeisterkandidat.
Nach der Begrüßung durch Christine Reineking, Sprecherin des KV Landsberg a. L. B90/Die Grünen, stellte sich Herr Sautter als erster vor.

Sein Ansatz bei der BM-Kandidatur war, den Wählern bei der Wahl auch eine Auswahl anzubieten. Mit seinen 54 Jahren will er überparteilich, über die Grenzen aller Gruppierungen hinaus, agieren und sieht seine Rolle als neuer Bürgermeister vorallem in der des Moderators. Ihm ist aufgefallen, gerade wieder als er den „Windacher“ gelesen hat, dass im Grunde alle dasselbe wollen, und es an guten Absichtserklärungen nicht mangele, sondern an der Realisierung. „Dann muss man halt mal das Kreuz durchdrücken und Dinge auch umsetzen.“

Er informierte, dass es einen Umwelt- und Bauausschuss in der Gemeinde Windach gibt, wobei der Umweltausschuss in den vergangenen sechs Jahren „genau null Mal“ getagt hat.

Er macht seit 2 Wochen Haustürwahlkampf und hat das ergeizige Ziel bis zum 15.03. an jeder Haustür in Hechenwang, Steinebach, Schöffelding und Windach geklingelt und sich persönlich vorgestellt zu haben.

Bezugnehmend zum heutigen Thema stellte Herr Sautter fest, dass in Windach 1/3 der Berufstätigen Pendler sind. Deshalb ist eines seiner Hauptanliegen die Ausweitung des Parkplatzes am Bahnhof in Geltendorf, weniger in der Fläche als in der Höhe. Er machte eine Beispielsrechnung vom Bau sog. Palettenparkplätze am Bhf Geltendorf, die ca. 3, 5 bis 4 Mio Euro kosten. Beim Zusammenschluss von 4 davon profitierenden Kommunen lägen die Kosten unter einer Million Euro für jede Gemeinde. Er meinte, dass mit 10 Mio auf der hohen Kante einiges machbar und möglich sein sollte.

Dazu führte er an, den Ausbau des ÖPNV (im Zusammenschluss mit Ammersee Westufer) vorantreiben, Blühwiesen und Blühstreifen in erster Linie durch Patenschaften mit den Landwirten anlegen, einen Dorfgarten (generationübergreifend, gemeinschaftsbildend und für Schulklassenprojekte prädestiniert) einrichten, einen Fördertopf für Energieberater einführen und die Lichtverschmutzung reduzieren zu wollen.

Zum Abschluss seiner Rede kündigte er die Veranstaltung „Wir stellen uns…!“ von BilO und B90/Die Grünen am 29.02.2020 an, wies auf die vorgezogene Bürgerversammlung am 11.03. hin und rief die Wähler auf, am 15.03. zur Wahl zu gehen. Mit seinem letzten Satz forderte er auf und versprach: „Hebt die Flyer auf und egal in welcher Position ich nach der Wahl bin, ich werde nerven!“

Als zweiter Referent sprach Dr. Peter Friedl. Dieser wies auf den Verlust von 130 Arten pro Jahr hin und verglich die Situation mit dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Mio Jahren. Mit dem einen Unterschied, dass es sich damals um eine natürliche Ursache (Meteoriteneinschlag) handelte, während das Artenssterben heute von Menschen verursacht ist, sowohl durch die Landwirtschaft als auch durch Privatpersonen.
Hier könnte man auf Landkreisebene etwas tun, aber auch durch Bauleitplanungen der Gemeinden mit der Definition des Flächenverbrauches und der Schaffung von Ausgleichsflächen.
Eine sinnvolle Flächennutzung sieht Herr Friedl durch interkommunale Gewerbegebiete.
Die Ausweisung einer Stelle in der Unteren Naturschutzbehörde (LRA), wo Landschaftspflegeverband mit Landwirten und Umweltschützern zusammenarbeiten, könnte wesentlich zum Artenschutz in unserer Region beitragen.
Durch den Landkreis könnten Maßnahmen finanziert werden,wie z.B. Biotopvernetzung, Unterstützung von Bioessen in Kantinen von Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen, Förderung der regionalen Vermarktung von Produkten im Landkreis.
Er sieht aber uns alle in der Pflicht! („ Kein Steingarten i.S. von Steinwüste und kein Mähroboter“, sondern eine naturnahe Bewirtschaftung von unseren Gärten.)

Als dritter und letzter Referant kam Ludwig Hartmann.
Laut des UN-Artenberichtes vom Mai 2019 sind weltweit 1 Million Tier-und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.

1,6 Mio Menschen haben beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“ mitgemacht, weil sie die Notbremse ziehen wollen. Das sei ein Signal, dass Europa politsch etwas tun muss.

42% der wildlebenden Säugetiere befinden in einem sog. ungünstigen Erhaltungszustand.
In den letzten 20 – 30 Jahren hat eine dramatische Flurveränderung stattgefunden.

Der Landkreis Landsberg am Lech sei Negativbeispiel beim Flächenverbrauch bundesweit. Er ist Spitzenreiter! Jede Woche werden 70 ha Flächen versiegelt, das sind umgerechnet, jede Woche die Flächen für die Existenzgrundlage von 2 Landwirten (bei Zugrundelegung von üblichen 35 ha/ ldw. Betrieb). Eine Lösung, um der Flächenversiegelung entgegenzuwirken, könnten ein und zwei Stockwerke bei Parkplätzen sein.
Herr Hartmann stellte 3 Bereiche heraus, die für den Artenschutz wichtig sind:
*Mit den Landwirten den Flächenverbrauch anzupacken
*Großflächige Schutzflächen auszuweisen (z.B. Ausweisung von Nationalparks durch den Freistaat Bayern).
*in den Kommunen tätig zu werden (Warum mulchen statt mähen?)

Er fordert auf mit Volksbegehren weiter zu machen, um Maßnahmen wie Vertragsnaturschutz zu erreichen.
Hier erwähnte Herr Hartmann, dass das Volksbegehren kein Landwirte-Bashing war, aber die Landwirtschaft nun mal den größten Hebel beim Schutz der Artenvielfalt darstelle. Bei einem Volksbegehren darf aus juristischen Gründen der Antrag auf Gesetzesänderung nur einen einzigen Gesetzesbereich umfassen, also hat man sich auf den größten Hebel, das die Landwirtschaft betreffende Gesetz, geeinigt.
Im Nachgang konnten dann beim Beschluss durch den Landtag weitere Punkte mit aufgenommen werden. Das sei so auch geschehen (Begleit- bzw. „Versöhnungsgesetz“), aber genau da hätte sich Herr Hartmann ein weitaus größeres Gesetzes- und Maßnahmenpaket gewünscht, was aber mit der CSU nicht machbar war.
Er wisse, dass unsere Landwirtschaft wie kein anderer so auf eine intakte Natur angewiesen sei und stellte fest, dass der Kampf gegen den Artenschwund in Städten und Dörfern beginnt.
Auch Herr Hartmann betonte, dass sich bei Biolandwirtschaft die Politik um den Absatz kümmern muss, wie z.B. öffentliches Catering und Beliefern von Schulen (es gibt 4500 Schulen in Bayern). 50 % Bio, 50% regional, mit Schulbesichtigungen um Verständnis zu wecken.

Sein Fazit: Umsetzen! Lösung durch Kommunikation. Keine Debatten führen. Diese Kultur bedeutet das Sterben der Demokratie.

Im Anschluss beantworteten die drei Referenten Fragen aus dem Publikum.

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